„Deconstructing Seurat“

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Ein Programm zwischen den Programmen, als Möglichkeit des Innehaltens und einer assoziativen Reflektion digitaler Transformation. Als Grund dient das computeranimierte Bild „Deconstructing Seurat“ von Michael Craig-Martin (geb. 28.8.1941 / Dublin), einem der wichtigsten und einflussreichsten britischen Künstler.

Für den Künstler selber steht unser Verhältnis zu den Dingen, die wir machen und die uns machen, im Mittelpunkt seiner Arbeit. Die Mehrdimensionalitäten, Wechsel, Brüche aber auch Zeitlosigkeiten  der uns umgebenden Dinge sind wiederkehrende Motive seiner Arbeiten, in denen er mit den Mitteln der Dekonstruktion arbeitet.

Für sein berühmtes Kunstwerk „Deconstructing Seurat“ aus dem Jahre 2005 wählte er das Gemälde „Badende bei Asnières“ (1884) von Georges Seurat (2.12.1859 / Paris – 29.3.1891 / Paris), Wegbereiter des Post-Impressionismus, als kunsthistorische Vorlage aus.

Durch die digitale Technik kann er Seurats Dualität von Farbe und Licht verdichten und verleiht dem Kunstwerk nun eine flächige, monochrome, fast comichafte Anmutung. Darüber hinaus geben ihm die Mittel digitaler Bildbearbeitung die Möglichkeit, die ursprüngliche Bildkomposition zu verändern. Durch Überblendungen oder Ausstanzungen werden mal einzelne Figuren, mal alle Figuren oder Landschaftselemente weggeglassen oder verfremdet. So schafft Craig-Martin ein neues „Kunstwerk in der Bewegung“, bei dem die zu sehenden Objekte „kommen“ und „gehen“. Scheinbar unmerklich entstehen immer neue und nicht wiederholbare Bildkombinationen, die unsere Sinne und unseren Blick schärfen. Die  Langsamkeit des Bildes ist trügerisch, denn plötztlich werden unsichtbare Bewegungen zu unabänderlichen Tatsachen. Menschen verschwinden „wie am Ufer ein Gesicht im Sand“.

Mit dem Rückgriff auf eine künstlerische Epoche des 19. Jahrhunderts verweist Michael Craig-Martin auf das Bleibende, auf das humane Prinzip in der Kunstgeschichte. Sein eigenes Werk, als Wegbereiter der digitalen Kunst gefeiert, wurde dabei selber  ein Stück Kunstgeschichte.

Dank an:

Michael Craig-Martin, Galerie Boisserée Köln, Cristea Roberts Gallery London

© Michael Craig-Martin „Deconstructing Seurat“, Computeranimation, , Vektorzeichnung mit speziell entwickelter Software 2005, 36 x 46,8 cm, Auflage 10 Exemplare