Podcast: Democratize Work!

Aussteller: Forum Neue Politik der Arbeit e.V. und Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt in der ZEWK der Technischen Universität Berlin 

Wir freuen uns auf der LABOR.A mit einem digitalen Audiokiosk unseren Podcast „Democratize Work!“ vorstellen zu können. In 30-40 minütigen Episoden beleuchte das Format einmal monatlich das Thema Demokratie in einer sich wandelnden Arbeitswelt. Dazu sprechen die Moderator*innen Johanna Lauber und Felix Nickel mit Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen und versuchen konkrete Erfahrungen aus der Praxis mit Forschung und Wissenschaft ins Gespräch zu bringen.

Auf der LABOR.A wollen wir zwei Episoden präsentieren, in denen es um Alternativen zum Status Quo geht, die sich einerseits auf die grundlegende Demokratisierung der konkreten betrieblichen Ebene beziehen und andererseits die gesamtgesellschaftliche Ebene betrachten.

In der Episode „Unsere Arbeit, unsere App, unser Unternehmen!“ (veröffentlicht im Mai 2021) geht es um Plattform-Kooperativen, die als eine Aktualisierung der Genossenschaftsidee eine von Mitarbeitenden geführte Alternative zur Plattformökonomie à la Liferando, Uber & Co bieten. Dana Apitz, Mitglied der Liefer-Kooperative Khora berichtet von ihren Erfahrungen und Herausforderungen als Mitglied des demokratischen, selbstverwalteten Lieferkollektivs. Jonas Pentzien, Wissenschaftler am Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), verrät welche Faktoren zentral für den Erfolg von Plattform-Kooperativen sind und welches Potential sie haben ökologisch nachhaltiger zu wirtschaften. Abschließend behandelt diese Episode mögliche Verbesserungen des rechtlich-politischen Umfelds für solche alternativen Unternehmensformen.

In der Episode „Warum Wirtschaftsdemokratie?“ (veröffentlicht im Juni 2021) diskutieren wir mit Hans-Jürgen Urban, IG Metall, und Pascal Zwicky vom Denknetz (Schweiz), was Wirtschaftsdemokratie heute bedeutet. Ermöglicht mehr Demokratie in Wirtschaftsfragen wirklich ökologisch nachhaltigere Entscheidungen? Oder nur unter bestimmten Bedingungen? Und welche Schritte bräuchte es jetzt, um Wirtschaftsdemokratie zu erreichen?

Hier in die Episode zu Wirtschaftsdemokratie reinhören

Die erste Episode des Podcast hatte auf der LABOR.A 2020 Premiere und entstand inspiriert vom Manifest #democratizingwork, mit dem zahlreiche Wissenschaftler*innen im Mai 2020 eine Demokratisierung der Arbeitswelt forderten, auch als Antwort auf die Leistungen von Arbeitenden in der Corona-Krise. Der Podcast wird gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung & der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt.

Podcast – Folge 6: Unsere Arbeit, unsere App, unser Unternehmen! Mit Plattform-Kooperativen zu Selbstbestimmung in der digitalen Ökonomie?

In dieser Episode (veröffentlicht im Mai 2021) geht es um Plattform-Kooperativen, die als eine Aktualisierung der Genossenschaftsidee eine von Mitarbeitenden geführte Alternative zur Plattformökonomie à la Lieferando, Uber & Co bieten. Wir sprechen über die Erfahrungen und Herausforderungen des selbstverwalteten Lieferkollektivs Khora aus Berlin. Wir erfahren mehr über zentrale Faktoren für den Erfolg von Plattform-Kooperativen und fragen, welches Potenzial sie für eine ökologisch nachhaltige und soziale Art des Wirtschaftens bereithalten. Abschließend geht es um mögliche Verbesserungen des rechtlich-politischen Umfelds für solche alternativen Unternehmensformen.

Die Einzelnen Clips dieses Gesprächs stammen aus dem Podcast „Democratize Work!“.

Das gesamte Gespräch am Stück und weitere Episoden sind hier zum Nachhören zu finden [Link zu: https://linktr.ee/democratizework_pod

Über die Gäste

Jonas Pentzien ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Berlin. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Plattformökonomie und wie sich unterschiedliche institutionelle Kontexte auf deren Struktur auswirken.

Dana Apitz ist Mitglied der Liefer-Kooperative Khora und berichtet von ihren Erfahrungen und Herausforderungen als Mitglied des demokratischen, selbstverwalteten Lieferkollektivs.

Plattformkooperativen: Genossenschaften mit App und Algorithmus?

Jonas Pentzien, Wissenschaftler am Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), erklärt, was das Neue an Plattform-Kooperativen ist und Dana Apitz, Mitglied der Berliner Liefer-Kooperative Khora, berichtet, wie es ausgerechnet im heißumkämpften Markt der Lieferdienste zur Gründung einer Plattformkooperative kam.

Software mit Prinzipien: Mit mehr Demokratie zu mehr Nachhaltigkeit?

CoopCycle, inzwischen selbst eine internationale Kooperative, entstand aus der Nuit Debout Bewegung in Frankreich. Wer die CoopCycle Software verwenden möchte, muss demokratische Mitbestimmung praktizieren und kann die Software mitgestalten. Ökologische Nachhaltigkeit ist ein weiteres Prinzip. Kann man sagen, dass eine demokratische Organisationsform eher ökologisch nachhaltige Entscheidungen ermöglicht?

Plattformkooperativen und das derzeitige Wirtschaftssystem: Arbeiten im Haifischbecken

Dana Apitz beschreibt Herausforderungen, die demokratische Entscheidungsprozesse im Wettbewerb um Marktanteile mit sich bringen und Jonas Pentzien verrät, welche vier Elemente für Erfolg von Plattformgenossenschaften zentral sind.

Wie kann demokratisches Arbeiten in Plattformkooperativen gefördert werden?

Kann die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die Plattformkooperativen unterstützen? Welche Hindernisse stecken im Genossenschaftsrecht und was gilt es zu beachten, wenn man eine Plattformkooperative gründen möchte?

Weitere Hinweise

Falls ihr noch mehr Informationen sucht, könnt ihr den Forschungsbericht „The Politics of Platform Cooperativism: Understanding Political and Legislative Drivers and Obstacles for Platform Cooperativism in the USA, Germany, and France“ von Jonas Pentzien lesen. Hier https://coopcycle.org/en/ findet ihr mehr über die erwähnte Software und Dachorganisation CoopCycle. Die Genossenschaft SMART, mit der Khora zusammenarbeitet, ist hier https://smart-eg.de/] zu finden. Das Plattform Cooperative Consortium liefert ebenfalls weitere Informationen über Plattformgenossenschaften.

Podcast – Folge 8: Wirtschaftsdemokratie: Leitidee und konkrete Utopie für die Transformation von Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeit?

In dieser Episode (veröffentlicht im Juli 2021) steigen wir tiefer in das Thema einer grundlegenden Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ein und sprechen mit Hans-Jürgen Urban und Pascal Zwicky über die Idee der Wirtschaftsdemokratie. Öffnen Klimakrise und Pandemie Fenster für eine neue Diskussion darüber, was und wie wir produzieren und arbeiten? Wo ergeben sich praktische Anknüpfungspunkte und wie könnte diese 100-jährige Idee erweitert und aktualisiert werden? Die einzelnen Clips dieses Gesprächs stammen aus dem Podcast „Democratize Work!“.

Das gesamte Gespräch am Stück und weitere Episoden sind hier zum Nachhören zu finden [Link zu: https://linktr.ee/democratizework_pod].

Über die Gäste

Hans-Jürgen Urban ist seit 2007 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und dort für die Themen Sozialpolitik, Arbeitsgestaltung und Qualifizierungspolitik zuständig. Im Jahr 2014 erfolgte die Habilitation an der Universität Jena. Dort ist er seitdem am Institut für Soziologie als Privatdozent tätig.

Pascal Zwicky ist Geschäftsführer des Schweizer Think Tanks „Denknetz“ und war bis 2018 Politischer Sekretär der Sozialdemokratischen Partei (SP) der Schweiz. Er beschäftigt sich in seiner Arbeit mit den Wegen und Möglichkeiten einer progressiven Politik und hat kürzlich den Sammelband „Reclaim Democracy“ herausgegeben.

Wirtschaftsdemokratie: Ein Anfang

In unseren bisherigen Episoden haben wir festgestellt, dass Kämpfe für eine stärkere Demokratisierung der Arbeit immer wieder an Grenzen stoßen. Gerade die wirtschaftlichen und politischen Strukturen innerhalb des derzeitigen Wirtschaftssystems stellen eine Herausforderung dar. Felix Nickel und Johanna Lauber führen ins Thema ein und stellen Hans-Jürgen Urban (IG Metall) und Pascal Zwicky (Denknetz) vor.

Warum Wirtschaftsdemokratie? Leitidee in Zeiten multipler Krise.

Hans-Jürgen Urban und Pascal Zwicky erläutern, warum sie das Konzept der Wirtschaftsdemokratie als hochaktuell und relevant ansehen. Gerade vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden multiplen Krise in Ökonomie, Ökologie und sich verschärfender sozialer Ungleichheit müssen ihnen zufolge die Grundprobleme angegangen werden. Wirtschaftsdemokratie halten sie hierbei für eine vielversprechende Leitidee.

Was ist Wirtschaftsdemokratie? Grundidee und notwendige Erweiterungen.

Pascal Zwicky hebt hervor, dass der Kern der Wirtschaftsdemokratie in ihrem radikaldemokratischen Gehalt liegt. Diese Ausrichtung erlaubt es, die Trennung zwischen einer demokratischen Sphäre der Politik und einer grundlegend undemokratischen Sphäre der Wirtschaft zu überwinden. Hans-Jürgen Urban wirft die Frage auf, ob Wirtschaftsdemokratie wie etwa im klassischen Entwurf von Fritz Naphtali wirklich nur als Zwischenschritt zum Sozialismus gedacht werden sollte. Die Leitidee müsse zudem in Bezug auf die Rolle des Staates und vielfältiger politischer Handlungsebenen (vom Betrieb bis auf die transnationale Ebene) erweitert und aktualisiert werden.

Überforderung durch Verantwortung? Beteiligung der Menschen durch konkreten Bezug zum Alltag sichern und die Rolle von sozialen Bewegungen und Staat.

Pascal Zwicky erkennt an, dass die Diskussion der „großen“ Fragen nicht für jede und jeden eine erstrebenswerte Aufgabe ist. Konkrete Beispiele aus dem Alltag der Menschen könnten diesen zeigen, wie sich die großen Strukturfragen eben auch konkret auf ihr Leben auswirken und Alternativen aufzeigen. Weiterhin habe die Pandemie gezeigt, dass der Staat ein handlungsfähiger Akteur für die Rahmung der Wirtschaft sei. Staatliches Handeln in Form progressiver Politik „von oben“ (top-down) könne den Kapitalismus zähmen, während soziale Bewegungen „von unten“ (bottom-up) reale Utopien fordern und vorleben.

Wer entscheidet wie und was? Wie demokratische Institutionen und Prozesse in Betrieb und darüber hinaus zu legitimen Entscheidungen kommen könnten.

Hans-Jürgen Urban weist auf die Herausforderung hin, wie demokratisch über grundlegende Fragen entschieden werden kann. Investitions- und Wachstumsentscheidungen haben dabei Gewinner und Verlierer. Wie können vor diesem Hintergrund Institutionen und Prozesse aussehen, die zu legitimen Entscheidungen kommen? Auch Pascal Zwicky weist auf mögliche neue Entscheidungsstrukturen wie Klimaräte hin.

Wie kommen wir zur Wirtschaftsdemokratie? Ansatzpunkte für den Weg zu einer demokratischen und sozial-ökologisch nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft.

Pascal Zwicky sieht in den Diskussionen um Sorgearbeit, Arbeitszeitverkürzung oder der öffentlichen Daseinsvorsorge (z.B. Wohnen, Energie und Telekommunikation) Potenziale um wirtschaftsdemokratische Konzepte erfahrbar zu machen. Auch alternative Wirtschafts- und Lebensformen können Menschen konkret Beispiele für andere Formen des Lebens liefern. Für Hans-Jürgen Urban führen die tiefen Eingriffe des Staates in Krisenzeiten den Menschen die Defizite der kapitalistischen Marktwirtschaft vor Augen. Auch im Anschluss an soziale Kämpfe, wie etwa zur Frage der Vergemeinschaftung von Wohneigentum, könnten Menschen alternative Modelle nähergebracht werden. Jüngste betriebliche Auseinandersetzungen rund um die so genannten Zukunftstarifverträge zeigen weiterhin erste Ansätze, wie Mitarbeitende auch in Investitionsentscheidungen eingebunden werden können.

Schluss und weitere Hinweise

Das Buch „Gute Arbeit in der Transformation: Über eingreifende Politik im digitalisierten Kapitalismus“ von Hans-Jürgen Urban ist 2019 im VSA Verlag erschienen. Hier könnt ihr die Einleitung lesen. Die Positionen und Diskussionsbeiträge von Pascal Zwicky und seinen Kolleg*innen des Schweizer „Denknetz“ findet ihr hier.

Einen Vortrag der Soziologin und Philosophin Frigga Haug zur „Vier-in-einem-Perspektive“, die Pascal Zwicky anspricht, gibt es hier zu sehen und hören.

Ein ins Deutsche übersetzter Text des US-amerikanischen Soziologen Erik Olin Wright zu den „Realen Utopien“ findet sich im Sammelband „Mit Realutopien den Kapitalismus transformieren? Beiträge zur kritischen Transformationsforschung 2“ (herausgegeben von Michael Brie, erschienen 2015 im VSA Verlag). Wrights Hauptwerk zu diesem Thema ist 2017 in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Reale Utopien: Wege aus dem Kapitalismus“ im Suhrkamp Verlag erschienen.

Über „Democratize Work! Der Podcast zu Demokratie und Arbeit“

Dass „ganz normale“ abhängig Beschäftigte Expert*innen für eine Neugestaltung von Arbeit und Wirtschaft sein können, daran glauben zahlreiche Wissenschaftler*innen, welche seit Mai 2020 eine Demokratisierung der Arbeitswelt fordern. Aber was heißt Demokratisierung der Arbeit eigentlich? In 30- bis 40-minütigen Gesprächen diskutieren wir, Johanna Lauber und Felix Nickel, einmal im Monat mit Gewerkschafter*innen, Betriebs- und Personalrät*innen, Wissenschaftler*innen sowie Aktivist*innen warum und wie wir mehr Demokratie in unserer Arbeitswelt wagen sollten.

Der Podcast ist ein Projekt des Forum Neue Politik der Arbeit und der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (in der ZEWK) der TU Berlin. Er wird finanziell gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung sowie die Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt.

Über die Hosts des Podcast „Democratize Work!“

Johanna Lauber promoviert zur Kooperation von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in den Europäischen Sozialforen am Institut für Soziale Bewegungen (ISB) der Ruhr-Universität Bochum. 2020 bis 2021 war sie stellvertretende Leiterin der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt in der Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation der Technischen Universität Berlin.

Felix Nickel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt „Digitale Entfremdung und Aneignung von Arbeit: Entfremdungserfahrungen in digitaler Dienstleistungsarbeit“. Er hat Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert und ist Absolvent des internationalen Masterstudiengangs „Global Political Economy“ an der Universität Kassel. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf Beschäftigte, Theorien des (Digitalen) Kapitalismus, Arbeitsprozesslehre (Labour Process Debate) und Gewerkschaftspolitik.


E-Mail: felix.nickel@fh-muenster.de ; jlauber@posteo.de; podcast@fnpa.eu
Webseite: https://democratize-work-podcast.podigee.io/