
Forschungsverbund „Migration, Partizipation, Integration in der Arbeitswelt“
Aussteller: Forschungsförderung, Hans-Böckler-Stiftung
Die Projekte des Forschungsverbunds fragen in aktueller und historischer Perspektive nach dem Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt und in Ausbildung, nach dem inner- und außerbetrieblichen Engagement von Beschäftigten mit Migrationshintergrund, dessen Bedingungen und der Motivation der Akteur*innen.
Arbeitsfelder der Ankunft
Das Projekt Arbeitsfelder der Ankunft untersuchte die Arbeit neu Zugewanderter in transkulturell geprägten, gering formalisierten Bereichen des Arbeitsmarkts – sogenannter Ankunftsarbeit in den Branchen Gastronomie, Gebäudereinigung und Pflege. Kennzeichnend ist, dass Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen häufig aus dem selben Land stammen und berufliche Zertifikate sowie Deutschkenntnisse nicht oder nur begrenzt benötigt werden. Gefragt wurde nach der Sicht Neuzugewanderten auf ihre Arbeit und auf die beruflichen Anforderungen in Deutschland. Insgesamt ließen sich fünf Muster identifizieren, die allerdings nicht in allen Branchen gleichermaßen auftreten.
Ankunftsarbeit als Ort
- des Einstiegs
- des Umstiegs
- des Aufstiegs
- des Ausstiegs
- des Bleibens
Ankunftsarbeit ist als einfach zugängliche Beschäftigungsmöglichkeit attraktiv ist, jedoch wird die Erwerbsarbeit im Rahmen einer qualifizierten Tätigkeit als sozial höherwertig und erstrebenswert angesehen. Ankunftsarbeit wird überwiegend als eine Art Sprungbrett und Übergangsphase in die eigentlich angestrebte Form der Erwerbsarbeit betrachtet. Das Gelingen eines Umstiegs wird allerdings an soziale, qualifikatorische und ökonomische Bedingungen geknüpft, die als kaum erfüllbar betrachtet werden. Formale berufliche Bildung wird trotz der generellen Wertschätzung von Qualifizierung kaum als strategisches Element des Umstiegs- oder des Aufstiegs betrachtet. Ausschlaggebend hierfür sind zum einen Unkenntnis über Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten zum anderen deren Unzugänglichkeit. Die Nicht-Inanspruchnahme von beruflichen Bildungsangeboten wird zudem damit begründet, dass deren Relevanz für das berufliche Handeln bezweifelt wird.
Bildungsverläufe und betriebliche Gatekeepingprozesse
Das Projekt Bildungsverläufe und betriebliche Gatekeepingprozesse analysierte die Rolle von betrieblichen Gatekeeping-Prozessen bei der Integration von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss, insbesondere von solchen mit Migrationshintergrund, in eine duale Ausbildung. Es fragte nach Mechanismen betrieblicher Rekrutierungsprozesse und inwieweit auch Diskriminierung bei der Auswahl von Auszubildenden eine Rolle spielt. Trotz Fachkräfte- und Bewerber:innenmangel haben sie es nach wie vor schwer einen Ausbildungsplatz zu finden. Als besonders relevant für Jugendliche mit Migrationshintergrund haben sich zwei Kriterien erwiesen: Teampassung und sprachliche Kompetenzen. Während ein Fokus auf Teampassung in den Betrieben, die Chancen der Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz verringert, ist es beim Kriterium sprachliche Kompetenzen umgekehrt. Bei Betrieben, denen es sehr wichtig war, dass Auszubildende ins Team passen, hatten Bewerber:innen mit Migrationshintergrund schlechtere Chancen als bei anderen Betrieben. Während sie bei Betrieben, denen sprachliche Kompetenzen sehr wichtig erschienen, die gleichen Chancen wie Bewerber:innen ohne Migrationshintergrund hatten, während sich bei Bewerbungen bei den übrigen Firmen deutliche Nachteile zeigten. Interviews mit Personaler:innen im Einzelhandel machten deutlich, dass angenommene mangelhafte Sprachkenntnisse nicht unmittelbar zum Ausschluss aus dem Bewerbungsverfahren führen, sondern bei Probearbeiten und im Gespräch überprüft werden, wodurch Zuschreibungen korrigiert werden.
Aktuelle Publikationen zum Thema
- Böcker-Impuls 16/2022 „Ungenutzte Talente“
- Krug von Nidda, Sophie und Janina Söhn, 2022. Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Benachteiligung in betrieblichen Rekrutierungsprozessen vermeiden – Anregungen für Personalverantwortliche, Working Paper Forschungsförderung 258, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 45 Seiten.
- Siehe auch: Podcast Systemrelevant vom 27.07.2023 Migration: Was sind Arbeitsfelder der Ankunft?
Kontakt

Name: Dr. Michaela Kuhnhenne
Telefon: +49 211 7778-593
E-Mail:forschung-bildung-geschichte@boeckler.de
Webseite:https://www.boeckler.de/de/migration-partizipation-integration-in-der-arbeitswelt-18480.htm