Arbeit mit Kollaborationsplattformen – Gestaltungsempfehlungen

Aussteller: Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI), Dr. Marliese Weißmann

Befeuert durch die Corona-Krise breitet sich in den Bereichen der Wissensarbeit in Unternehmen ein neuer Typus an IuK-Anwendungen aus: Kollaborationsplattformen. Diesen Anwendungen wie MS Teams wird großes Potenzial zugeschrieben, die Zusammenarbeit und Kommunikation zu verbessern. Allerdings wird der Regelungsbedarf für ihre Nutzung i.d.R. unterschätzt. Die Anwendungen werden lediglich freigeschaltet und die Nutzung bleibt den Beschäftigten überlassen. Beschäftigte fühlen sich angesichts des transparenten Arbeitens und Auswertungsmöglichkeiten kontrolliert, die Belastungen steigen.

Eine vom SOFI jüngst herausgegebene Broschüre mit Gestaltungsempfehlungen verdeutlicht die Notwendigkeit gezielter Regelungen der Nutzung unter Beteiligung von Beschäftigten und gibt Hinweise für Vereinbarungen auf Betriebsebene.

Für die Gestaltung sind die Besonderheiten der neuen Technik zu berücksichtigen. Im Unterschied zu traditionellen E-Mails oder Wissensmanagementsystemen bestehen für die Nutzer*innen höhere Gestaltungsspielräume. Auf der Plattform können zahlreiche Anwendungen flexibel kombiniert werden, Nutzer*innen transparent firmenöffentlich kommunizieren und sich selbst in Gruppen organisieren. Es besteht zudem Zugriff von verschiedenen Endgeräten auf diesen digitalen Ort, anytime anywhere. Den möglichen Chancen für eine Verbesserung der (Zusammen-)Arbeit und höherer Innovativität stehen Risiken der Belastungen, der Leistungs- und Verhaltenskontrolle sowie Ineffizienz und Desintegration im Unternehmen durch unzureichende Regelungen der Nutzung gegenüber.

Angesichts der variablen Gestaltbarkeit der Plattformen kommt den Nutzer*innen eine Schlüsselrolle zu. Sie müssen sich ihre Nutzungsweisen individuell nach ihren Arbeitsanforderungen aneignen, das heißt in ihrem spezifischen Arbeitskontext und Tätigkeiten einen sinnvollen Umgang mit der Plattform, der hohen Menge an Information und Kommunikation oder der Erreichbarkeit finden. In der Gestaltung ist daher bei den Anforderungen der Beschäftigten anzusetzen. Ihre unterschiedlichen Bedürfnisse und Nutzungsvoraussetzungen etwa für Lernangebote und Nutzungsregeln sind zu berücksichtigen. Für Einführungsprozesse und die Verständigung über die Nutzung der Plattformen ist es ratsam, Beschäftigte aus einem weiten Spektrum an Nutzergruppen umfassend einzubeziehen. Bei der Regelung ist für Fragen der Autonomie oder Transparenz eine Balance zwischen Vorgaben und Selbstorganisation in den jeweiligen Unternehmen und spezifischen Nutzungskontexten zu finden.

Eine grundlegende Voraussetzung für die Nutzung der Kollaborationsplattformen ist eine vertrauensbasierte Kultur der Zusammenarbeit. Es ist ein geschützter Raum für Nutzer*innen zu schaffen, in dem Beschäftigte Vertrauen haben, dass ihre Daten nicht gegen sie verwendet werden. Dafür ist der Umgang mit Transparenz und Kontrolle in Vereinbarungen oder durch eine Datapolicy, die sich die Unternehmen geben, zu klären.

Kontakt

Name: Dr. Marliese Weißmann
Telefon: 0551-52205-46
E-Mail: marliese.weissmann@sofi.uni-goettingen.de
Webseite: http://www.sofi.uni-goettingen.de/