Forschungsprojekt der Hans-Böckler-Stiftung: Späte Karrieren? Berufswechsel in der zweiten Lebenshälfte – zur Bedeutung des Alters

Aussteller: Dr. Janina Söhn – Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

Verschiedene Großtrends in der Entwicklung der deutschen Wirtschaft wie etwa Digitalisierung, Tertiarisierung und Dekarbonisierung legen nahe, dass Berufswechsel auch in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens immer wieder nötig und möglich sind. Das von der HBS geförderte Forschungsprojekt untersucht Ausmaß und Gründe für eine Veränderung des ausgeübten Berufs bezogen auf die fachliche Ausrichtung (horizontale Mobilität) und die Position in der Hierarchie zwischen Berufen (vertikale Mobilität). Wann haben bei einem Berufswechsel Ausgangs‐ und Zielberuf einen ähnlichen sozioökonomischen Status, und wann kommt es zu einer Aufwärts‐ oder Abwärtsbewegung? Der Schwerpunkt liegt hier auf Übergängen zwischen Jobs (vor allem zwischen Betrieben), die Erwerbstätige im Alter zwischen 40 bis Ende 60 Jahren erfahren – mit oder ohne Berufswechsel.

Vor dem Hintergrund, dass im letzten Jahrzehnt die Erwerbsquoten von Älteren rasant angestiegen sind, bleibt dennoch vorauszuschicken: Anstelle eines Berufs‐ oder Betriebswechsels können, wollen oder müssen ältere Erwerbstätige eher als jüngere endgültig aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Das Alter spielt eine eher untergeordnete Rolle für Berufswechsel und hiermit einhergehende Auf‐ und Abstiege unter denjenigen, die im Erwerbsleben verbleiben und den Job wechseln. Dabei nimmt allerdings die Abwärtsmobilität mit höherem Alter geringfügig zu, zeitlich parallel zum Bezug einer Altersrente sogar signifikant häufiger. Entscheidender sind gerade die bisherigen Erwerbs‐ und Bildungsbiografien: Wer einmal das berufliche Tätigkeitsfeld verändert hat, trägt ein höheres Risiko, dies noch einmal zu tun. Aus einer Phase der Arbeitslosigkeit heraus wechseln Personen eher den Beruf und/oder steigen beruflich ab. Eine zwischen Ausgangs‐ und Zielberuf gelagerte Bildungsbeteiligung erhöht dagegen die Chance auf einen aufwärts gerichteten Berufswechsel, insbesondere, wenn ein formaler Ausbildungsabschluss erworben, eine mit einer Lizenz verbundene Weiterbildung oder eine Kammer‐Prüfung absolviert wurde. Dieser positive, aber auch nicht übermäßige Einfluss einer vorangegangenen Bildungsphase ebenso wie jener einer akademischen Erstausbildung besteht auch bei älteren Erwerbstätigen.

Generell wirken unterschiedlichste Einflüsse auf berufliche Mobilität unter Jüngeren und Älteren auf ähnliche Art und Weise. Als Ausnahme zu dieser Regel steigt allerdings bei Personen ab 45 Jahren und noch einmal mehr ab einem Alter von 55 Jahren das Risiko von Personen ohne Ausbildung sowie von Personen in der verarbeitenden Industrie, Abwärtsmobilität zu erleben. Ein weiteres Ergebnis zeigt, dass diejenigen, die bereits einen prestigeträchtigen Beruf ausgeübt haben, bei einem Jobwechsel gerade in höherem Alter zu einem anderen Beruf mit ähnlich hohem Status wechseln. Auch haben unter Erwerbstätigen ab 55 Jahren Männer noch einmal besonders hohe Chancen, beruflich aufzusteigen. Es kommt demnach unter jenen, die noch in der Arbeitswelt verbleiben, durch Berufswechsel zu einer gewissen (mehrdimensionalen) Polarisierung.

Für methodisch Interessierte zum Weiterlesen:

Söhn, Janina (2021): Berufswechsel messen. Methodische Erörterungen zur Analyse horizontaler beruflicher Mobilität im Mikrozensus und im Nationalen Bildungspanel. SOFI Working Paper 2021-22. Göttingen: SOFI.

Grafik mit Projektergebnissen und Anmerkungen

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Kontakt

Name: Dr. Janina Söhn
Telefon: 0551 52205-61
E-Mail: janina.soehn@sofi.uni-goettingen.de
Webseite: https://sofi.uni-goettingen.de/

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