Arbeitszeitpolitiken seit 1975. Betriebliche Konflikte um reproduktionsorientierte Arbeitszeiten
Aussteller: Dr. Felix Bluhm , SOFI
Arbeitszeitfragen stehen wieder verstärkt auf der Tagesordnung. Doch wer die Arbeitszeiten der Gegenwart und Zukunft gestalten will, kommt kaum umhin, auch die Konflikte der Vergangenheit zu analysieren und aus diesen Auseinandersetzungen zu lernen. Das von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Projekte „Arbeitszeitpolitiken seit 1975: Betriebliche Konflikte um reproduktionsorientierte Arbeitszeiten“ schlägt den Bogen von den 1970er Jahren bis in die frühen 2000er und fragt dabei, was sich in Hinblick auf Konflikte um Arbeitszeiten und Reproduktion verändert hat, aber auch, wo sich möglicherweise Kontinuitäten und Ähnlichkeiten zeigen. Es nimmt dabei insbesondere Auseinandersetzungen auf betrieblicher Ebene als eines zentralen Aushandlungsfeldes in den Blick: Welche Konflikte entstanden, wenn sich verändernde Unternehmensstrategien von Arbeitskraftnutzung und die Reproduktionsbedarfe von Beschäftigten direkt aufeinandertrafen? Wie entwickelten sich Wünsche und Bedürfnisse in Hinblick auf Familienarbeit und Selbstsorge bei unterschiedlichen Beschäftigtengruppen und wie verliefen die Auseinandersetzungen um „Arbeit, die zum Leben passt “ in ausgewählten betrieblichen Konstellationen?
Untersucht wird eine Periode, die in Hinblick auf Arbeitszeiten und Arbeitszeitpolitik(en) eine hochdynamische Phase umfangreicher Veränderungen und Konflikte darstellt. So sind etwa die Kämpfe um die 35-Stunden-Woche als zentrale gesellschaftliche Auseinandersetzung um eine Verkürzung der Wochenarbeitszeiten bis heute im öffentlichen Bewusstsein stark verankert. Wie derart herausragende Konfrontationen von Beschäftigten vor dem Hintergrund ihrer konkreten betrieblichen Erfahrungen wahrgenommen und interpretiert wurden, ist nicht nur an sich eine spannende Frage, sondern auch in Hinblick auf zukünftige gewerkschaftliche Initiativen wichtig. Zugleich ist es jedoch unzureichend, sich auf solche hervorstechenden Ereignisse zu beschränken. Nicht zuletzt, weil die untersuchte Periode durch Verschiebungen geprägt ist, die die vielfach als „Flexibilisierung“ und „Verbetrieblichung“ gefasst worden sind und die Aushandlung von Arbeitszeiten verstärkt auf die Ebene von Unternehmen und Betrieben verlagerten. Ein Schwerpunkt des Projektes besteht daher darin, zu ergründen, welche Kritik Beschäftige in eher alltäglichen Konflikten um Arbeitszeiten artikulierten und welche Themen dabei dominierten. Sekundäranalytisch ausgewertet werden dafür insbesondere die Materialien arbeitssoziologischer Betriebsfallstudien. Diese erlauben eine Annäherung an den (Arbeits-)Alltag, die auf anderen Wegen oft kaum zu erreichen ist.
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